Projekt „multimodalsensorisch“

Klassische Musik ist langweilig!
„… die Stücke dauern zu lang, es gibt selten eindeutige Inhalte, kein Schlagzeug spielt einen mitreißenden Beat, Gefühle springen nicht wirklich über…“
So oder so ähnlich würden es wohl viele Menschen, die mit klassischer Musik in ihren bisherigen, verstaubten Darbietungsformen nichts anfangen können, formulieren.
Aber auch Liebhaber klassischer Musik erleben oft nur einen (kleinen) Teil des ästhetischen Potenzials, das klassischer Musik innewohnt.
Genau da wollen wir als junge, begeisterungsfähige, ambitionierte und entdeckungsfreudige Musikerinnen des JKOB mit unserem Projekt „Beethoven multimodalsensorisch“ ansetzen.
Wir möchten zusammen mit spannenden, künstlerischen Partnerinnen versuchen, in unseren nächsten Projekten schrittweise alle Sinne multimodalsensorisch durchdacht anzusprechen. Das heißt, die Sinne sollen nicht allein ob des Effekts angesprochen werden, sondern die vielfältigen ästhetischen Prozesse, die der Musik innewohnen und heute nur noch teilweise intuitiv verstanden und wahrgenommen werden, sollen (wieder) erlebbar und tatsächlich fühlbar gemacht werden.
So wie Musizierende während der Proben immer mehr Feinheiten der Werke entdecken und beim Spielen eines Instruments die Musik ganzkörperlich fühlbar wird, möchten wir auch das Publikum im Rahmen des Konzertes dazu bringen, in kurzer Zeit ein umfassendes Musikerlebnis zu haben, das ihr Hören und Verarbeiten klassischer Musik neu fundiert.
Dafür soll mit dem smeller 2.0 eine hochmoderne Geruchsorgel eingesetzt werden, mit der es seit einigen Jahren erstmals in der Weltgeschichte möglich ist, zeitbasierte Geruchskunst zu machen. So können wir z.B. kürzere musikalische Abschnitte mit bestimmten Gerüchen atmosphärisch färben. Außerdem sollen haptic wearables zum Einsatz kommen, die die Vibrationen der Instrumente, die wir als Musiker*innen immer beim Musizieren spüren, auch für das sonst passiv dasitzende Publikum fühlbar werden lassen; wir wollen den gesamten Raum beim (teilweise auswendigen) Spielen des Stückes nutzen, um ein räumlich differenziertes Hören zu ermöglichen; darüber hinaus durchdenken wir die gesamte Licht- und Bilddramaturgie und überlegen uns, wie die Sitzweise und aktive oder passive Haltung des Publikums sich auf das Hören auswirken kann, denken über die Ansprache des Geschmackssinns während der Aufführung nach und versuchen so, wirklich umfassend ein „Gesamtkunstwerk“ entstehen zu lassen, das seines Namens würdig ist.
Das geht natürlich nicht von jetzt auf gleich.
Während der Projektvorbereitung haben wir jede Menge Ideen gesammelt, werden das Projekt wissenschaftlich begleiten lassen und planen einen Dokumentarfilm und Nachfolgeprojekte. Damit das Projekt 2022 tatsächlich zur Aufführung kommt, bewerben wir uns für unterschiedliche Förderungen und wollen 2021 mit ein Version des Projektes beginnen, bei der wir uns auf ein paar Aspekte des vollständigen, multimodalsensorischen Konzertereignisses konzentrieren, und zwar insbesondere auf die Lichtgestaltung und Raumnutzung während des Spielens.
Wenn du dich für klassische Musik begeisterst und andere mit deiner Energie anstecken möchtest, dann freuen wir uns, wenn du Teil unseres Orchesters wirst und dich mit uns auf diese Entdeckungsreise begibst!